Wie fremdenfeindlich sind die Luxemburger?

Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Sozialforscher des Ceps /Instead nimmt die Fremdenfeindlichkeit in Luxemburg unter die Lupe. Dabei wurden lediglich Vertreter vier stark vertretener Nationalitäten in der Bevölkerung befragt – Portugiesen, Belgier, Kapverdianer und Personen aus Ex-Jugoslawien. Am stärksten diskriminiert fühlen sich nach eigener Aussage die Kapverdianer.

Es handelt sich um ein der ersten detaillierte Studie zum Thema, was um so verwunderlicher erscheint, da Luxemburg mit einem Ausländeranteil von 40 Prozent der Bevölkerung wohl Weltrekord hält. Zwischen 2000 und 2005 wurden 1.400 Individuen zwischen 18 und 60 Jahren nach ihrem subjektiven Gefühl, in bestimmten Situationen diskriminiert worden zu sein befragt. Auch der soziokulturelle Hintergrund wurde ausgelotet, um mögliche Ursachen für die Diskriminierung zu identifizieren.

Insgesamt gaben 64 Prozent der Kapverdianer an, bereits diskriminiert worden zu sein, gegenüber 47 Prozent bei den Ex-Jugoslawen und 46 Prozent bei den Portugiesen und Belgiern.

Diskriminierung in der Öffentlichkeit
Am häufigsten fühlten sich die Befragten im öffentlichen Raum diskriminiert – das heißt in der Nachbarschaft, auf offener Straße und in öffentlichen Transportmitteln. Am schlechtesten schneidet die Staatsgewalt laut Studie im Umgang mit Ausländern ab: 16 Prozent der Portugiesen und 12 Prozent der anderen Gruppen gaben an, sich schon mindestens einmal von der Polizei diskriminiert gefühlt zu haben.

Bei Verwaltungen und Behörden sieht es etwas besser aus – immerhin 12 Prozent der Portugiesen fühlen sich im Kontakt mit den Krankenkassen schlecht behandelt . Etwa ebensoviele Ex-Jugoslawen gaben Probleme im Kontakt mit sozialen Einrichtungen oder dem Arbeitsamt an.

Am seltensten fühlten sich die Befragten im Gaststätten, im Handel und in Banken diskriminiert. Die Belgier gaben überraschenderweise deutlich häufiger an, dass sie in Restaurants oder in Läden schlecht empfangen wurden (zehn Prozent gegenüber durchschnittlich vier Prozent). Die Kapverdianer dagegen fühlten sich am häufigsten beim Zugang zu Kneipen und Diskotheken diskriminiert (zehn Prozent gegenüber etwas mehr als zwei Prozent im Mittel).

Ausländerfeindlichkeit am Arbeits- und Wohnungsmarkt
Ein teils erschreckendes Bild bietet sich für den Zugang zu Arbeitsplätzen und Wohnungen. 32 Prozent der Kapverdianer und 25 Prozent der Jugoslawen waren der Meinung, aufgrund ihrer Herkunft bei der Jobsuche benachteiligt worden zu sein. Immerhin 14 Prozent der Belgier und 12 Prozent der Portugiesen teilten diese Ansicht. Was Mobbing am Arbeitsplatz betrifft, ergibt sich ein ähnliches Bild: Zwischen 25 Prozent bei den Kapverdianern und 12 Prozent bei den Jugoslawen sind der Meinung, ihre Staatsangehörigkeit mache sie zur bevorzugten Zielscheibe. Vor allem die Kapverdianer mit 26 Prozent und die Ex-Jugoslawen sind mit 19 Prozent sind der Meinung, schon auf dem Wohnungsmarkt diskriminiert worden zu sein.

Ursachen für Fremdenfeindlichkeit
Die genauen Gründe, weshalb Ausländer in Luxemburg diskriminiert werden , läßt sich aus den gesammelten Daten nur schwer ablesen. Weder Sprachkenntnisse noch das soziale Umfeld scheinen wesentliche Faktoren zu sein, die das Diskriminierungsgefühl beeinflussen. Allgemein gilt jedoch, dass sich jene Menschen am meisten diskriminiert fühlen, die nach eigener Aussage am wenigsten in die Luxemburger Gesellschaft integriert sind.

Eine verblüffend einfache Erklärung, weshalb die Kapverdianer am häufigsten diskriminiert würden, liefert die Studie dennoch – Menschen mit dunkler Hautfarbe seien in Luxemburg seltener und damit exponierter, so die Autoren. Zudem seien die Kapverdianer im Durchschnitt jünger als andere Ausländer und damit eher geneigt, diskriminierendes Verhalten anzuprangern.

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